Bericht vom Frauenpolitischen Seminar 2009

Bildungsforum für Frauen Frauenpolitisches Seminar im Kloster Banz / Bad Staffelstein vom 25.-27. September 2009

Bereits zum 5. Mal hatte der Landesverband Bayern der Gehörlosen ein Frauenpolitisches Seminar in Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Hanns-Seidel-Stiftung durchgeführt. Diesmal waren 19 gehörlose und hörgeschädigte Frauen am Freitagnachmittag, den
25. September
im Kloster Banz eingetroffen.

Das Kloster Banz in Staffelstein bei Lichtenfels - Eingang durch den Klosterhof 
Das Kloster Banz in Staffelstein bei Lichtenfels - Eingang durch den Klosterhof

Es gab ein großes Hallo und alle freuten sich auf das Wiedersehen und Kennenlernen. Manche Frauen waren seit damals regelmäßig bei den Seminaren sowohl im Kloster Banz als auch in Wildbad Kreuth dabei.
Beim Abendessen um 18 Uhr lernten wir die neue Seminarleiterin Annemarie Zimmermann kennen und informierten sie über den Umgang mit gehörlosen Menschen, denn sie machte ihre erste Erfahrung mit uns. Im Seminarraum begrüßte uns die Landesfrauenbeauftragte Carmen Geyer und wünschte uns schöne Tage im Kloster Banz und einen guten Verlauf des Seminars. Sie bat die Frauen, sich vorzustellen.

Landesfrauenbeauftragte Carmen Geyer, Stellvertreterin Sigrid Gast, Sigrid Popp und Heidi Freytag vom GV Fürth 
Landesfrauenbeauftragte Carmen Geyer, Stellvertreterin Sigrid Gast, Sigrid Popp und Heidi Freytag vom GV Fürth

Margit Friedrich vom GV Schweinfurt, Hermine Vogel und Eva Büttner vom GV Würzburg 
Margit Friedrich vom GV Schweinfurt, Hermine Vogel und Eva Büttner vom GV Würzburg

Elizabeth Hübner, Kerstin Weber vom GV Coburg, Renate Bock, Angela Benschuh vom GV Neumarkt 
Elizabeth Hübner, Kerstin Weber vom GV Coburg, Renate Bock, Angela Benschuh vom GV Neumarkt

Als Dolmetscherin war Monika Pawlak anwesend und übersetzte sowohl in die Gebärden- als auch in die Lautsprache. Nun stellte sich Annemarie Zimmermann, unsere Seminarleiterin, vor. Sie ist Gesundheitspädagogin in der Sebastian-Kneipp-Akademie Bad Wörishofen und wohnt in Burgau bei Günzburg. Sie freute sich, eine neue Erfahrung zu machen und gehörlose Frauen kennen zu lernen. Frau Christine Scheck, Rechtsanwältin aus Regensburg wurde vorgestellt.

In der Mitte die Seminarleiterin Annemarie Zimmermann mit Dolmetscherin Monika Pawlak aus Fürth. Links Referentin Christine Scheck, Anwältin 
In der Mitte die Seminarleiterin Annemarie Zimmermann mit Dolmetscherin Monika Pawlak aus Fürth. Links Referentin Christine Scheck, Anwältin

Frau Scheck hielt ihren Vortrag über das Thema: "Voraussetzungen für die Einstufung als pflegebedürftig". Seit dem 01.07.2008 gibt es ein neues Gesetz zur Pflegeversicherung: "Pflege-Weiterentwicklungsgesetz". Es ist eine Verbesserung der Pflegeleistungen. Voraussetzung für den Anspruch auf Beihilfe ist eine Vorversicherungszeit von 2 Jahren innerhalb der Rahmenfrist von 10 Jahren.
Die Pflegebedürftigen erhalten eine Grundpflege, Pflegesachleistung und Pflegegeld für eine selbst beschaffte Pflegehilfe. Dazu gibt es die Pflegestufen I, II, III und III - Härtefall.
Die Tages- und Nachtpflege (teilstationäre Pflege), die Verhinderungspflege (Ersatzpflege), die Kurzzeitpflege wurden von Frau Scheck anhand von Beispielen per Powerpoint-Präsentation erklärt. Ebenso sprach sie über Pflegehilfsmittel, Umbaumaßnahmen im Wohnumfeld (zu Hause), Vollstationäre Pflege. Leistungen für die Pflegepersonen gibt es unter bestimmten Voraussetzungen von der Pflegekasse genauso wie das Angebot an Pflegekursen für die Personen, die jemanden pflegen müssen. Eine zusätzliche Betreuungsleistung ist die
"Pflegestufe 0" die neben der Grundpflege als "allgemeine Beaufsichtigung z.B. bei Demenzkranken gewährt wird.
Zum Schluss empfahl Frau Scheck eine Vorsorgevollmacht oder Betreuungsverfügung, sowie eine Patientenverfügung abzuschließen, um sich abzusichern, wer im Falle eines Falles Pflegeperson sein soll.
Den Abend verbrachten wir alle im Bierstüberl und hatten eine schöne Unterhaltung.

Am Samstag, den 26. September nach einen ausgiebigen Frühstück und der Begrüßung durch Frau Zimmermann, ging es weiter mit dem Thema Pflegeversicherung von Frau Scheck.
Frau Scheck zeigte auf Powerpoint die "Hilfestellungen für die Pflegebedürftigen und Pflegepersonen" auf. Sie erklärte, wie wichtig es ist, ein Pflegetagebuch zu führen und was man darin unbedingt eintragen sollte (Zeitaufwand und Art der Hilfe).

Beim Thema: "Vermeidung von rechtlichen Fehlern bei der Anerkennung der Pflegebedürftigkeit"
gibt es einen ständigen Kampf mit der Krankenkasse, sagte Frau Scheck. Man sollte erst mal
einen formlosen Antrag bei der Pflegekasse stellen, auf die Anerkennung einer Pflegestufe.
Dann beginnt ein "Verfahren um die Anerkennung einer Pflegebedürftigkeit".
Ein Gutachter vom Medizinischen Dienst der Krankenkasse (MDK) macht einen Hausbesuch
um die Begutachtung einer Pflegebedürftigkeit durchzuführen.
Wichtig: - alle Unterlagen der Pflegeperson beisammen zu haben (Kopien der Arztberichte, Pflegetagebuch).
-zusätzlicher Zeuge vorhanden soll anwesend sein wenn der Gutachter da ist.
Nach einiger Zeit kommt von der Pflegekasse ein "Bescheid". "Bewilligungsbescheid" und "Ablehnender Bescheid". Hier sofort Widerspruch per Einschreiben einlegen!
So wird die Pflegekasse nochmals prüfen müssen, danach kommt ein "Widerspruchsbescheid" von der Pflegekasse. Wenn es klappt, ist das Verfahren zu Ende.
Wenn es nicht klappt, sollte man eine "Klage beim Sozialgericht" einreichen.
Zum Schluss ihres Vortrages wies Frau Scheck darauf hin, der Pflegeperson (Vertrauensperson) eine Vorsorgevollmacht (Vordruck) zu geben, so lange man noch dazu in der Lage ist, dies selbst auszufüllen und zu unterschreiben.
Frau Scheck bedankte sich für die Aufmerksamkeit. Wir bekamen Kopien vom Vortrag.
Frau Zimmermann bedankte sich bei Frau Scheck für den sehr interessanten Vortrag, die gehörlosen Frauen winkten mit den Händen. Nun war Zeit zum Mittagessen und evtl. ein Spaziergang bei herrlich sonnig-warmem Herbstwetter.
Zur Erinnerung machten wir ein schönes Gruppenfoto auf den Klostertreppen.

Die Seminarteilnehmerinnen lächeln dem Fotografen zu ... 
Die Seminarteilnehmerinnen lächeln dem Fotografen zu ...

Um 15 Uhr fanden wir uns wieder im Seminarraum. Frau Zimmermann begrüßte und stellte
Herrn Karst Pfeifer vor. Herr Pfeifer ist Diplom-Politologe aus München. Es hielt den Vortrag "Deutschland und Europa in der Weltwirtschaftskrise - Hintergründe, Ursachen und Prognose.
Als Dolmetscherin war Monika Hellwig aus Ingolstadt anwesend und übersetzte den Vortrag in Gebärdensprache. Herr Pfeifer erklärte im ersten Teil die Entwicklung der Finanzkrise in Deutschland und Europa anhand der Skalen (Powerpoint).

Referent Karst Pfeifer, Politologe und Dolmetscherin Monika Hellwig aus Ingolstadt 
Referent Karst Pfeifer, Politologe und Dolmetscherin Monika Hellwig aus Ingolstadt

Weltwirtschaftskrise begann in den USA mit dem Zusammenbruch der Lehman Brothers Bank. Wie konnte es dazu kommen? Die GIER der Bankiers und die Gier der amerikanischen
Kreditnehmer (Hypothekenbesitzer) führten dazu.
Das Wachstum der Geldvermögen ist in kurzer Zeit auf einige Billionen Dollar herangewachsen.
Schließlich bekamen die Banken kein Geld mehr und brachen zusammen.
Herr Pfeifer gewährte uns eine Pause von 15 Minuten, da er merkte, dass das Thema für uns
etwas anstrengend war. Danach ging es weiter mit dem zweiten Teil, das schon interessanter war.
In den USA hatte eine Bank mit einer Anzeige große Kredite mit wenig Risiko und zu niedrigen Zinsen zum Häuserkauf angeboten. Die Leute kauften Häuser (Immobilie) ohne Eigenkapital und ohne Sicherheiten. Die Amerikaner hatten eine "Mentalität zum Verschulden" und waren Optimisten dabei. Die Bank erhoffte sich Gewinne durch Zinsen und Tilgung. Später gingen die Preise zurück, die Leute nahmen keine Kredite mehr auf, auch die Hypothek auf die Immobilie konnten sie nicht mehr bezahlen. So ging die Immobilie an die Bank zurück. Doch die Bank konnte die Immobilie nicht verkaufen. Die Bank verkaufte viele Verträge, auch nach Westeuropa.
Die Banken liehen sich Geld von anderen Banken. Doch nach einigen Monaten gab es kein Vertrauen mehr im Interbankenhandel. Ein Teufelskreis. Die Krise (Rezession) begann, die dann auf die Realwirtschaft überschwappte. So entstand von der US - Hypothekenkrise die Weltwirtschaftskrise. Hiermit beendete Karst Pfeifer seinen Vortrag.
Frau Zimmermann dankte Herrn Pfeifer für den ausführlichen Vortrag den wir mit Händewinken belohnten. Nun haben wir verstanden, dass die Weltwirtschaftskrise eine Finanzkrise in den USA war, die später auch nach Europa und auf andere Länder übergriff.

Um 18 Uhr gab's Kalte Platte zum Abendessen, danach hatten wir Zeit zur freien Verfügung. Einige Frauen gingen spazieren, andere saßen im Bierstüberl zusammen bei netter Unterhaltung.

Am Sonntag, den 27. September nach dem Frühstück war das Thema schon mal einfacher:
Frau Zimmermann stellte ihre Arbeit bei der "Sebastian-Kneipp-Akademie" (SKA) in Bad Wörishofen vor. Es dolmetschte in Gebärdensprache Frau Monika Hellwig.
Frau Zimmermann sei ausgebildete Gesundheitspädagogin im SKA im Kneipp-Bund e.V.
Schwerpunkt ihrer Arbeit ist: Vermittlung von Präventions- und Rehabilitationswissen in Kursen, Seminare, Vorträge, Unterricht, Workshops, Beratung und Projekte. Sie zeigt Wegen und Möglichkeiten auf, die Gesundheit zu erhalten, denn Kranksein ist teuer.
Frau Zimmermann hielt den Vortrag über das Thema: "Natürliche Wege zur Vitalität im Alltag".
Dabei ging es darum, das Leben reizend, aktiv, vital, natürlich und harmonisch zu gestalten, im Sinne des Naturheilverfahrens. Man kann mit Heilkräutern aus der Natur (selbst gepflückt oder aus der Apotheke) viele Anwendungen machen, um gesund zu bleiben.
Sie erklärte uns, was dabei so wichtig ist: Wasser (Wasseranwendungen), Bewegung (Stressabbau), ausgewogene Ernährung (Gemüse, Früchte, Getreide, Fisch, Fleisch und Milchprodukte).
Frau Zimmermann machte den Vorschlag, dass wir hinausgehen sollten, um etwas Bewegung zu machen. Wir freuten uns alle sehr über diesen Vorschlag, denn draußen war ein schöner sonnig-warmer Vormittag. Wir gingen ein Stück und blieben am Waldrand stehen, bildeten einen Kreis und massierten uns die Ohren. Dann machten wir mit dem ganzen Körper die Bewegung nach Zahlen. Es war so lustig und tat uns gut, nach dem üppigen Mittagessen. Zum Schluss verteilte Frau Zimmermann Seifenblasendosen und wir hatten Spaß mit den Seifenblasen. Wir konnten uns fühlen wie kleine Kinder.

Annemarie Zimmermann zeigt eine Übung, wie wir mit dem Körper die Zahlen von 1 bis 10 formen kann 
Annemarie Zimmermann zeigt eine Übung, wie wir mit dem Körper die Zahlen von 1 bis 10 formen kann

Zurück im Seminarraum ging es weiter mit dem Thema Naturheilverfahren und ausgewogene Ernährung. Anschließend bat uns Frau Zimmermann nach einer Seminarbilanz. Jede Teilnehmerin gab ihre positive Meinung zum Seminar bekannt.
Frau Zimmermann bedankte sich bei allen Teilnehmerinnen für die Aufmerksamkeit und für
das Mitmachen, sie hatte viel Spaß mit uns. Auch dankte sie der Dolmetscherin Monika Hellwig für das Dolmetschen.
Carmen Geyer bedankte sich bei Frau Zimmermann für die Seminarleitung und bei den Teilnehmerinnen und hofft, dass sie viel Wissen mitnehmen werden. Sie wünschte allen eine gute Heimreise.
Nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns voneinander und traten die Heimreise an.

Bericht: Sigrid Gast / Rita Karasz
Bilder: Sigrid Gast, Lydia Huber

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