3.Frauenpolitisches Seminar im Kloster Banz 2005

Landesverband Bayern der Gehörlosen e.V.in Zusammenarbeit mit der Hanns-Seidel-Stiftung

Bericht vom Frauenpolitischen Seminar 2005 in der Bildungsstätte Kloster Banz bei Lichtenfels
vom 09. - 11. September 2005


Ziel des Seminars war die Stärkung des Selbstbewusstseins, gesellschaftliche, berufliche und soziale Integration im öffentlichen Leben den gehörlosen Frauen zu vermitteln.

"Weil du einmalig bist!"
"Fit für gelingende Kommunikation"
"Stressmanagement"
"Gesunde Ernährung in der Familie"


Das diesjährige Frauenpolitische Seminar des Landesverbandes Bayern der Gehörlosen e.V. fand im Kloster Banz in Bad Staffelstein bei Lichtenfels/ Oberfranken statt. Es ist bereits das dritte Frauenpolitische Seminar die von der Landesfrauenbeauftragten Carmen Geyer organisiert wurde. Vor zwei Jahren waren wir in Wildbad Kreuth am Tegernsee/ Oberbayern.
Am Freitag, den 09.September ab 16.00 Uhr kamen 23 gehörlose und hörgeschädigte Frauen im Kloster Banz an.
Nach der Zimmerverteilung und gemeinsamem Abendessen begann das Seminar um 19.00 Uhr.

 

Die hörende Seminarleiterin Frau Katharina Zapletal aus Taufkirchen, die zum dritten Mal das Seminar für hörgeschädigte Frauen betreute, begrüßte alle Frauen herzlich und freute sich auf das Wiedersehen mit einigen Frauen von den letzten Seminaren, ebenso die Dolmetscherin Liane Seis. Katharina freute sich auch, neue Frauen kennen zulernen. Sie wünschte allen einen guten Seminarverlauf bis zum Sonntagmittag. Sie bat uns, uns alle beim Vornamen anzusprechen.

 

Anschließend begrüßte die Landesfrauenbeauftragte, Carmen Geyer alle Frauen recht herzlich und wünschte viel Spaß beim Seminar.
Danach stellten sich die gehörlosen Frauen vor: Namen, Familienstand, Kinder, Mitgliedschaft und Funktion. Katharina dankte den Frauen hierfür und begann ihren Vortrag: "Weil Du einmalig bist!"
Sie referierte kurz über die Gedanken zu einer positiven Lebenseinstellung. Einmalig zu sein ist ein Vergleich eines ganzen Menschen. Zum Beispiel ist jede Hand einmalig, keine Hand ist wie die andere. Die Hand-Innenfläche weist Linien aus, beispielsweise die Lebenslinie, Herzlinie, Schicksalslinie, Kopflinie usw. Jede Hand ist anders, so auch bei anderen Sinnesorganen, wie z. B. der Mund und die Augen. Auch jedes Gehirn ist anders. Es wurden kurz die Gehirn-Zentren erläutert: Motorik, Sensorik, Vorstellungsvermögen (Träume und Phantasie), Gefühle. Katharina trug einige Gedichte vor, (Gedanken zu einer positiven Einstellung) "Das Träumen ist der Sonntag des Denkens. Die größte Entscheidung unseres Leben besteht darin, dass wir unser Leben was ändern können, indem wir unsere Geisteshaltung ändern". Der Spruch stammt vom Albert Schweitzer, dem berühmten deutschen Dichter. Um neun Uhr abends beendete Katharina den Vortrag mit einem neuen Gedicht, und wünschte uns einen schönen Abend, eine gute Nacht und schöne Träume. Alle gehörlosen Frauen versammelten sich anschließend im Bierstüberl und hatten nette Unterhaltung. Die Stimmung war super. Um Mitternacht brachen alle Frauen zur Bettruhe auf.
Nach einem guten Frühstück begann Katharina am Samstag, 10.September um 9.00 Uhr mit der Begrüßung und wünschte allen einen schönen Seminartag. Auch die neu hinzu gekommene Dolmetscherin Alexa Dölle wurde begrüßt. Dann wurde die Referentin Frau Benedicta Becker-Balling begrüßt und vorgestellt.

 

Sie begann das Thema "Fit für gelingende Kommunikation" mit der Frage an die Teilnehmerinnen, was sie sich unter Kommunikation vorstellen. Jede Frau bekam drei leere Karten, auf die sie ihre Gedanken, Ideen oder Wünsche aufschreiben sollte. Anschließend wurden die Karten eingesammelt. Frau Becker legte die Notizen an der Pinwand aus. Es kamen viele Gedanken zusammen. Die Karten wurden systematisch nach den Themen aufgegliedert, wie z.B.: Dialog, Probleme über die Wie-Kommunikation, Mobbing, Konflikt-Bewältigung und Selbstbewusstsein. Nun begann Frau Becker-Balling mit dem Vortrag: Es gibt zwei Kommunikationsarten: Der Dialog mit anderen Menschen und das Selbstmanagement, das heißt: Dialog mit sich selbst. Der Dialog mit anderen Menschen wurde erklärt: Zwei Menschen kommunizieren miteinander. Auch der Dialog mit sich selbst näher erläutert, das bedeutet: du sprichst mit dir selbst. Man sollte den "inneren" Dialog so fördern, dass das Selbstvertrauen als Grundlage entsteht und sich aufbaut, so nach dem Spruch: ,"Achte auf den Gedanken, sie werden zu Taten!". Auf jeden Fall wirken sich positive sowie negative Gedanken auf das Verhalten und auf die Kommunikation aus. Die inneren Gedanken beeinflussen die Situation bei der Kommunikation erheblich.

 

Nach der Kaffeepause zeigte uns Frau Becker-Balling, wie der innere Dialog in der Praxis aussieht. Alle Teilnehmerinnen, auch die Dolmetscherinnen und Katharina standen auf. Die Referentin warf einen weichen Softball einer Frau zu. Diejenige, die den Ball bekam, sollte ihre Gedanken aus ihrem inneren Dialog schildern. Mit dem Rollenspiel wurde der innere Dialog geübt. Weiter ging es mit der "Gewaltfreien Kommunikation". Der Amerikaner Marshall Rosenberg, ein Konflikt-Mediator und Gründer des internationalen "Center for Nonviolent Communication" hat zur gewaltfreien Kommunikation vier Komponenten entwickelt. Die vier Schritte lauten:
1. Beobachten: Was geschieht in einer Situation tatsächlich - was beobachten wir, was hören wir?
2. Gefühle: Was fühlen wir beim Beobachten dieser Handlung? Fühlen wir uns zum Beispiel verletzt, gerührt, entrüstet oder fasziniert?
3. Bedürfnisse: Welche Bedürfnisse stehen hinter den Gefühlen? Ist es zum Beispiel das Bedürfnis nach Sicherheit, Harmonie, Wertschätzung oder körperlicher Nähe?
4. Bitten: Was sollen wir vom anderen bitten, sodass das Leben bereichert wird? Was kann man konkret dafür tun?
Diese vier Schritte wurden in einem Rollenspiel eingeübt. Somit konnten wir nach dem Rollenspiel nachvollziehen, wie die gewaltfreie Kommunikation angewendet werden soll. Frau Becker-Balling nannte den Spruch: "Die Menschen werden nicht durch Dinge beunruhigt, sondern durch die Ansichten, die sie darüber haben". Es gibt die "Wolfssprache" und die "Giraffensprache".
Die "Wolfssprache" kennt nur zwei Reaktionsmöglichkeiten:
a) dem anderen die Schuld zu geben oder
b) sich selbst die Schuld zu geben.
Die "Giraffensprache" bedeutet aufrichtig und einfühlsam miteinander zu reden. Die Giraffe ist das Tier mit dem größten Herzen, es steht für "aus dem Herzen kommende gewaltfreie Kommunikation". Wir verfolgten sehr interessiert die Ausführungen der Referentin.
Nach der Mittagspause versammelten sich die Frauen zum Gruppenfoto auf einer Terrasse. Anschließend hatten wir bis 15.00 Uhr Zeit für uns. Einige Frauen verzogen sich in ihre Zimmer, einige gingen spazieren. Um 15 Uhr ging es weiter mit einem anderen Thema: "Stressmanagement mit Körpersprache". Frau Becker-Balling erklärte den Begriff: Der Stress ist ein Zustand, eine außergewöhnliche stark körperliche, seelische oder geistige Anforderung. In der Regel kann der Stress mit Kraft und vollem Einsatz bewältigt werden. Es gibt zwei Stress-Arten: Eu-Stress (positiver Stress) und Di-Stress (negativer Stress). Der Stress ist auch ein lebensrettendes Signal. Es gibt vier Phasen der körperlichen Stressreaktion:
1. Vorphase: "Ruhe vor dem Sturm" - Reduktion  Kreislauf und Stoffwechsel
2. Alarmphase: Aktivierung der Nebenwirkungen
3. Handlungsphase: Freisetzung und Gebrauch der bereitgestellten Energie
4. Erholungsphase: Nachschub, Erschöpfung und Erholung.
Bei der unvollständigen Stressreaktion bildet sich eine biologische Frustration, z.B. Frustessen, Süßigkeiten naschen. Das bedeutet negativer Stress. Man verharrt in der Stressphase, Andauernd durch Erregung der Nerven und krankheitsfördernde Umwandlung. Zur Stressbewältigung gibt es drei Bereiche:
-Stressminderung durch förderliche Gedanken
-zielorientiertes Handeln zur stressfreien Gestaltung
-Stressminderung durch körperlich-seelische Entspannung.
Wir Frauen sollten auf eine Karte schreiben: "Mein Patentrezept gegen Stress". Diese wurden dann eingesammelt, an die Pinnwand gesteckt und erklärt. Zur praktischen Übung standen alle Frauen barfuss im Kreis. Mit unseren Füssen rollten wir die Tennisbälle.

 

Nach mehrmaligen Hin- und Herrollen wird der Fuß warm, die Durchblutung wird dadurch angeregt. Man kann auch mit dem Igelball das Gleiche anwenden. Eine weitere Entspannungsübung wurde uns gezeigt: Am Rücken der Partnerin mit dem Tennisball herumzukreisen, durch diese Massage lösen sich die Muskelverspannungen. Dann zeigte uns die Referentin schöne Bilder. Urlaubsfotos anzuschauen ist eine Entspannungsmethode: Durch das Betrachten eines bestimmten Bildes kann eine angenehme Erinnerung hervorgerufen werden. Zum Beispiel eine Erinnerung an die Kindheit oder an eine erfreuliche Begebenheit. Alle Frauen suchten sich ein Bild aus und erklärten aus ihrer Sicht, warum das Bild eine schöne Erinnerung hervorruft. Eine weitere Methode zur Entspannung ist die Handmassage mit Duftölen. Frau Becker-Balling brachte verschiedene Öle wie Wildrosenöl, Sanddornöl und Citrus-Öl mit. Als praktische Übung streichelte jede Frau die Hände ihrer Partnerin
mit Öl. Eine ganz einfache Übung mit großer Wirkung. Zum Schluss des Referats standen alle
Frauen wieder im Kreis. Die Referentin überraschte uns mit einem kleinen Geschenk, ein wunderschönes buntes Herz aus Glas, das wir aus einem Säckchen herausfischen durften.
Katharina bedankte sich bei Frau Becker-Balling für das Referat und bei den Frauen für das großartige Mitmachen. Sie wünschte uns allen guten Appetit zum Abendessen.
Carmen Geyer gab Frau Becker-Balling zum Dank ein kleines Geschenk.
Der Abend stand zur freien Verfügung. Nach dem Abendessen trafen sich die Frauen zu einer kleinen Feier von Sigrid Gast, die ihren Geburtstag gemeinsam mit den Frauen bei einigen Gläschen Sekt und Knabberzeug feiern durfte. Wir genossen die gute Stimmung. Es war ein schöner, harmonischer Abend.

 

Am Sonntag, 11. September nach dem Frühstück begrüßte uns Katharina und wünschte uns einen wunderschönen guten Morgen in Gebärdensprache und bekam prompt Applaus. Dann begrüßte sie Frau Sonja Metzner. Frau Metzner stellte sich als Präventionsberaterin (Vorbeuge-Beraterin) vor. Sie erklärte uns, was eine gesunde Ernährung bedeutet. Sie sagte, eine gesunde Ernährung basiere auf drei Säulen: Bewegung - Entspannung - Ernährung.

 

Es wurde rasch festgestellt, dass das Kochen einer der Lieblingsbeschäftigungen von uns ist. In der Bevölkerung essen 80% Fertiggerichte und Tiefkühlkost. Das Kochen wird langsam verlernt. 4% der Nahrungsmittel landet unverarbeitet auf dem Ladentisch, also sehr wenig, was zur gesunden Ernährung eignet. Man sollte die Kleinbauern unterstützen, frisches Gemüse und Obst im Bioladen kaufen. Die Ess-Kampagne lautet: "Fünf am Tag" das heißt fünf kleine Gerichte verteilt am Tag sollte man zu sich nehmen, darunter viel Obst, Gemüse oder Salat. Was nicht zur gesunden Ernährung gehört, sind Produkte, die mit Geschmacksverstärkern angereichert sind, sowie Farbstoffe und Aromen. Ein Fertiggericht ist immer mit Konservierungsstoffen und mit 500fachen Geschmacksverstärkern angereichert. Ebenso mit Salz, Zucker und gehärteten Fetten. Als Alternative bietet sich Natur- und Biokost an. Diese Lebensmittel sind in Reformhäusern, Naturkostläden oder Biokost-Abteilungen der Lebensmittelmärkte erhältlich. Der Bauernhof mit Bio-Siegel ist ebenso empfehlenswert. Bio-Produkte sind etwas teurer, denn der Biobauer muss dem Endverbraucher nachweisen, was er seinen Tieren zum Fressen gibt und dass er Obst und Gemüse ohne Pflanzenschutzmittel bearbeitet.
Katharina unterbrach den Vortrag von Frau Metzner für eine kurze Kaffeepause. Sie lud uns ein,
vor dem Kaffeetrinken in den Kaisersaal zu kommen.

 

Dieser Saal ist eines der schönsten in der Gegend. Katharina erläuterte die Entstehung des barocken Saals in dem sie die Gemälde an den Deckenwänden des Kaisersaals beschrieb. Jedes Gemälde hat eine eigene Geschichte. Die Dolmetscherinnen übersetzten abwechselnd.
Nach der anschließenden Kaffeepause setzte Frau Metzner ihren Vortrag fort. Als weitere Alternative zur gesunden Ernährung zählte sie einige Lebensmittel auf. Die Butter ist gesünder als Margarine. Zum Braten sollte man Rapsöl oder Olivenöl anstatt Butterschmalz nehmen. Butterschmalz ist den gehärteten Fetten zuzuordnen, ist deshalb nicht zu empfehlen. Die Produkte, die mit Süßstoff angereichert sind, sind ebenfalls nicht zu empfehlen. Beim Kauf der Lebensmittel sollte man darauf achten, welche Stoffe darin enthalten sind. Diese stehen auf dem Etikett. Auf dem Etikett steht aber kein Hinweis, dass der Süßstoff aus Schweinefett hergestellt wird. Obst und Gemüse sollte man
immer frisch verzehren. Sie enthalten viel Vitamin C, das vor Infarkt-Krankheiten schützt. Bei künstlichen Vitaminen ist es nicht so. Die künstlichen Vitamine (Vitamin-Tabletten) erzielen im Körper keine Wirkung. Die Referentin erwähnte auch, dass Studien besagen, dass künstliche Vitamine nicht vor Krankheiten schützen. Eine Studie musste abgebrochen werden, da die Lungenkrebsrate der Raucher, die künstliche Vitamine verabreicht bekamen, anstieg. Wichtig ist die Ernährungsumstellung, die man behutsam angehen sollte. Laut einer Studie senkt der Mittagsschlaf nach dem Mittagessen das Herzinfarktsrisiko.
Somit waren wir am Ende des Vortrages. Katharina bedankte sich bei Frau Metzner für den lehrreichen Vortrag. Auch bedankte sie sich bei allen Frauen, die toll mitgemacht haben. Den Dolmetscherinnen wurde ebenfalls gedankt.
Zum Abschluss las Katharina ein Gedicht vor. Carmen Geyer bedankte sich ebenfalls bei allen Anwesenden. Sie hofft, alle können Anregungen aus dem Seminar mit nach Hause nehmen. Zum Abschied schenkte sie Katharinaund Frau Metzner eine kleine Aufmerksamkeit. Vor der Heimreise nahmen die Frauen ein gutes Mittagessen ein. Mit guten Erinnerungen verabschiedeten sich alle voneinander.

 

Bericht von Christine Spörlein und Sigrid Gast

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